ST. KOLOMAN
14.5) Die Kultplätze bei der Fagerwand a) Die Fagerwand als Wintersonnwendpunkt der aufgehenden Sonne 80) Zur Zeit der Wintersonnenwende beginnt der Tagbogen der Sonne bei der Fagerwand, wenn wir den Goiserhügel als festen Standort annehmen. Von hier wandert der Aufgangspunkt der Sonne in 45 Tagen zum Schmittenstein (Wilant-Smitte). Unterhalb der Fagerwand steht die Wilhelmskapelle, im Bereich mächtiger Steine, die von einem Bergsturz herstammen. Sie geben diesem alten Wallfahrtsort eine unheimliche Note. Ein kultischer Mittelpunkt des Walserfeldes ist der Goiser Hügel. Die Achse der Kirche, die auf diesem Hügel steht, weist nach Osten, zur Glasenhachklamm. Bei guter Fernsicht kann man in dieser Kimme Schafberg sehen, der für den Goiserhügel die Funktion des »Gleichenberges« des »Osterberges« übernimmt. Dieser Name bringt zum, Ausdruck, dass die Sonne zur Zeit der Frühlings- und Herbstgleiche genau bei dieser Bergspitze aufgeht. Im Mittwinter, also zur Weihnachtszeit, geht die Sonne bei der Fagerwand auf und beim Rabensteinhorn, in der Müllnerhorngruppe unter. Hinter der Fagerwand kann man bei guter Fernsicht die Bischofsmütze sehen. Die Fagerwand befindet sich im Raume Kuchl. Am Fuße dieser Wand liegt der »Fagerstein«, das Ziel von Wallfahrern, die dort Heil und Hilfe, suchten und oft bekamen. Es entstand mehrmals neben dem Stein eine kleine Kapelle. das »Hittl bei der Fagerwand«. Dort legten Wallfahrer Votivgaben nieder. Auf Betreiben der kirchlichen Obrigkeit wurde das Hüttl abgebrannt, aber von Unbekannten immer wieder neu errichtet. Urkunden berichten von Krankheiten und Gebrechen, die jene ereilten, die Hand ans Hüttl legten. Endlich, nach einem Jahrhunderte langem Machtkampf, gestattete die Kirche die Errichtung der »Wilhelmskapelle« und die Wand heißt auch »Wilhelmswand«. Die Sage berichtet von dem heiligen Wilhelm und von tausend Teufeln in Gestalt von tausend Hunden, die mit ihrem Geheul dessen Andacht störten. Auch eine Drachensage ist für diese Gegend belegt. Für den Scheffenbichlkogel in Abtenau. ist die Fagerwand der Sonnwendpunkt für die untergehende Sonne im Mittsommer. Schon ein Blick auf die Karte 1: 25.000 und auf die darauf verzeichneten Ortsnamen zeigt auf, dass hier eine interessante Gegend vorliegt. Am Fuße der Fagerwand, die von Gois aus ganz deutlich als Steilabfall und Marke am Horizont zu erkennen ist, steht die Wilhelmskapelle und die Gegend in der Nähe heißt, »Wilmooshöhe«. Talwärts, in Richtung Fager, ist eine »Teufelsmühle« und weiter unten ein Ketzerloch in der Karte verzeichnet. Die Höhe 1326 über der Fagerwand trägt in der Karte keinen Namen |
80) Nach Franz Spilka: Rätsel der Heimat 5922 |
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