KUCHL

Die Filialkirche St. Georg9.2) Die Filialkirche St. Georg

a) Geschichte 77)

Nordöstlich von Kuchl erhebt sich ein markanter Felsrücken, der Georgenberg. Das Gebiet um den heutigen Kuchler Georgiberg zählt zu einem der ältesten Siedlungsgebiete im heutigen Tennengau. Funde aus der Steinzeit bis zur späten Eisenzeit und der Spätantike zeugen von dieser frühen Nutzung des Georgenberger Konglomeratfelsens und seiner Umgebung. Zum ersten Mal taucht der Name »Cucillus« in der Lebensbeschreibung des Hl. Severin auf, die sein Schüler Eugippius um das Jahr 511 in Italien verfasst hat. Darin wird das Kastell namens Cucillus erwähnt, dem Severin einen Besuch abgestattet hat. In diesem Ort wirkte damals Marcianus als Priester, dem Diakone in seinen Amtsgeschäften behilflich waren. Es wurde ebenfalls ein bestehendes Kirchengebäude erwähnt, das vielleicht auf dem Georgenberg (an der Stelle der heutigen Georgskirche) lokalisiert werden kann.

Urkundlich taucht die Georgskirche erst 1243 zum ersten Mal auf. Doch darf ein wesentlich älteres Entstehungsdatum angenommen werden. Zum einen lässt die Lage auf dem Georgenberg und das Georgspatrozinium auf ein hohes Alter der Kirche schließen. Andererseits haben sich im heutigen Kirchenbau ältere Mauerreste einer Vorgängerkirche erhalten. so wurde an der inneren Westwand der Kirche in Höhe der Orgelempore ein romanischer Freskenrest entdeckt, dessen Stilistik vermutlich in das 12. oder 13. Jahrhundert weist.

Das Langhaus war ursprünglich mit einer Flachdecke versehen, deren Reste über dem heutigen Gewölbe noch erkennbar sind. Der Neubau der Kirche aus der Zeit um 1490 benutzte wohl den alten Mauerbestand. Lediglich der Chor wurde in vergrößerter Form neu errichtet. Der Turm mit seinen drei Glocken wurde erst im Jahr 1682 erbaut. An seiner Stelle befand sich vorher eine Einsiedelei. Die heutigen rechteckigen Fenster der Kirche wurden in der Barockzeit ausgebrochen. ein gotisches Fenster konnte auf Höhe der Außenkanzel wieder freigelegt werden. Diese Außenkanzel stammt aus dem Jahr 1649 und diente früher zur Verkündigung der frohen Botschaft an größere Wallfahrergruppen (Vgl. dazu etwa auch die Außenkanzel in St. Nikolaus/Torren in Golling).

 

Die Filialkirche St. Georgb) Das Kircheninnere

Einschiffiges, spätgotisches Kirchlein, dessen luftiges Netzrippengewölbe zusammen mit den barocken Altären Zeugnis von der Glaubensfreude vergangener Jahrhunderte ablegt.

Bemerkenswert im Inneren sind vor allem folgende Kunstwerke aus Bauzeit der Kirche:

Das Triumphbogenkreuz mit den seitlichen Assitenzfiguren Johannes und Maria aus der Zeit um 1500.

Die beiden Statuen des Hl. Rupert und des Erzengels Michael aus dem Ende des 15. Jahrhunderts am rechten Seitenaltar.

Bedeutsam ist vor allem das Altarrelief des linken Seitenaltars. Es stellt den Marientod dar und stammt aus der Zeit um 1490. Maria stirbt in der Gemeinschaft der Apostel, die auf ihren Tod in den Gesichtszügen und Gebärden sehr verschieden reagieren.

Altäre im Schrein stellen den Hl. Georg, den Drachentöter dar, wie er das Leben einer bedrohten Prinzessin rettet. Flankiert wird er von den beiden Diözesanpatronen Rupert und Virgil.

Ummantelt ist der Kirchenraum von Bildern der so genannten 14 Nothelfern, aus deren Mitte hier Georg am Altar besonders hervorgehoben wird. Einst besonders verehrt bei Seuchen und in Notzeiten, können sie heute vielleicht eine Anregung und Hilfe sein, sich in den kleinen und großen Nöten eines jeden Menschen vertrauensvoll an den liebenden Gott zu wenden, der uns aufrichten, aufstehen lassen will. Daran mag besonders der Auferstandene (18. Jhdt.) am Tabernakelaufsatz des Hochaltars erinnern, dass Gott ein Gott des Lebens ist!

Im Aufsatz der beiden Seitenaltäre wachen die beiden Hl. Märtyrer Johannes und Paulus über den Kirchenraum. Sie sind die so genannten Wetterherren und wurden früher als Helfer für eine gute Ernte und gegen Unwetter angerufen.

c) Wallfahrt

Kultgegenstand: Wohl der jetzt an der linken Seitenwand des Kirchenschiffes aufgestellte Steinaltar (Marmor) des Hl. Georg (1518), Hochaltar jetzt modern

Wallfahrtsmotiv: Gedeihen des Viehes, jedes Jahr am 23. April Umritt um die Kirche

Votiv: Votivbilder keine, dagegen werden zu Georgi Holzfiguren von Tieren (etwa 30 Stücke), die in einer Schachtel verwahrt werden, gegen Entgelt um den Altar getragen und geopfert. Nur wenige Stücke scheinen indessen älter zu sein, die meisten sind moderne, meist primitive Spielzeugfiguren von jetzt.

Wallfahrtszuzug: Umgebung

d) Geomantie

Die Kirchenachse weicht 36° von Osten ab. Das bedeutet, dass die Sonne achsengenau im Ostfenster (wenn es nicht zugemauert wäre) am Johannestag aufgehen würde.

Es ist daher anzunehmen dass irgendwann einmal das Patrozinium gewechselt wurde.

 

77 ) überwiegend nach Roland Kerschbaumer

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