1.9)
Kultplätze und ihre Verwendung
Die meisten beschriebenen Kultplätze stammen aus der Jungsteinzeit,
von der wir religionsgeschichtlich sehr wenig wissen. Von der Bewusstseinsstufe
der Menschen dieser Zeit her wissen wir aber, dass sie sich in die göttliche
Sphäre eingebunden fühlten, die sie umgab. Damit hatten fast
alle Handlungen religiös-kultischen Charakter. Im Rahmen der vier
bzw. acht Jahresfeste wurden ursprünglich fast alle religiösen
Handlungen und Riten auf dem gleichen Kultzentrum gefeiert.
Hier wird erstmals der Versuch unternommen die verschiedenen Qualitäten
und die mögliche Verwendung zu beschreiben. Dieses Wissen stammt
einerseits aus den Forschungen der Religionsgeschichte, der Psychologie,
der Ethnologie und Volkskunde und andererseits aus den langjährigen
Erfahrungen des Meditativen Tanzens, der Meditation sowie den Intuitionen,
Emotionen und katathymischen Bildern, die auf den Plätzen in uns
hochkamen.
a) Versammlungs-Kultplatz (Thing)
Es gab oftmals Anlass, dass sich eine Volksgruppe oder die Führer
mehrerer Volksgruppen trafen und Rat abhielten. Als Thing oder Ding bezeichnete
man ursprünglich die Versammlung der freien Männer, die Volksversammlung,
der Ort der Rechtssprechung, als Zusammenziehung (von Menschen), Zusammenkunft,
Versammlung. Mit »Toter-Mann«-Flurnamen sind uns solche Ortverwendungen
überliefert. (tota, teuto, totua, tota bedeutet »Volk«
im Sinne von »Stamm, Volksstamm, Staat, Leute« und magos,
man bedeutet »Feld«. Daher heißt tota-magos »VolksFeld«
13). Hier erfolgten Stammes-entscheidungen.
Selbstverständlich gab es solche Kultplätze auch für Führerinnen.
Die Heimatforscherin Berta Runge, lrdning, weist im Artikel in der Zeitschrift
»Rätsel der Heimat« 14) nach, dass unser Wort »Kirche«
vom lateinischen »circus« stammt und ursprünglich damit
der Steinkreis gemeint war. Hier wurden, wie bei den Thingplätzen
unter anderem Versammlungen der Ältesten abgehalten.
Wir finden wir an solchen Plätzen oftmals die Energie-Qualität
der zwölf Sternbilder, die zwölf differenzierte Aspekte und
Charaktere einer Ganzheit darstellen. Jeder dieser Zwölf vertritt
einen Aspekt dieser Ganzheit, um zu einem weisen Ratschluss zu gelangen.
Diese Struktur finden wir bis ins Mittelalter, wo Kirchen-Vorhallen, die
der Gemeindeversammlung dienten sowie in Kapitelsälen von Klöstern,
wo ebenfalls Entscheidungen zu treffen waren. Meistens wirken solche Plätze
auf das Hals- oder Stirn-Chakra.
b) Gerichts-Kultplatz
Solche Plätze haben eine ähnliche Qualität, wie oben gerade
beschrieben wurde, wo jedoch ein einzelner Führer oder Richter Gericht
gehalten haben. Meist war dies ein Platz unter dem Heiligen Gerichtsbaum,
wie z.B. Linde oder Eiche. Dieser Ort soll die Wahrheitsfindung und die
Weisheit fördern, damit es zu einem gerechten Urteil kommt. Zu bestimmter
Zeit zwischen Sonnenaufgang und -untergang wurde an dieser geheiligten
Stätte in kultischen Formen der Rechtsgang durchgeführt.
Der Schwur, der die Wahrheit bekräftigt, erfolgte auf die Gottheit
oder auf den Geist eines Ahnen. Ließ sich die Wahrheit nicht durch
Zeugen oder Beweise finden erfolgte ein Gottesurteil (Ordal = Ordnung
des El, des Gottes). Dies konnte sein: Zweikampf, Wasserprobe (durch Schwimmen
im Heiligen See oder Fluss), Feuerprobe (durchs Feuer gehen oder glühendes
Eisen in der Hand halten), Speiseprobe (vergiftete oder geheiligte Speisen
essen), Los oder Orakel, Erdproben (Baum mit Krone in Erde setzen).
c)
Mahl-Kultplatz
Mahl bedeutet heute das der gehobenen Sprache angehörige Wort für
»Essen«. Ursprünglich kommt Mahl von mal, das
Zeitpunkt oder festgesetzte Zeit, also Essenszeit ausdrückt. Ein
Mahl ist ein besonderes Essen zu einem besonderen Anlass, wie Hochzeitsmahl,
Festmahl usw. Feiern wir heute ein Fest, so ist ein Festmahl selbstverständlich.
Früher, wie heute gab und gibt es die verschiedenen Anlässe
Mahl zu feiern, fröhlich zu sein und ein Feuer anzuzünden. Die
Ortsqualität unterstützte dabei diesen Kult. Früher war
es immer ein Heiliges Mahl.
Opfermahl:
Man opferte der Gottheit als Dank oder Bitte ein Tier, das geschlachtet
und gebraten wurde, um es dann beim Mahl mit allen (insbesondere der Armen)
zu teilen. Das Tier war ein »Symboltier« dieser Gottheit und
damit hatte man Anteil am Göttlichen. Ähnliches gilt für
Pflanzen und Früchte, sowie später vom Ertrag der Ernte. Im
Christentum wird noch heute in der Heiligen Messe Heiliges Mahl gefeiert.
Totenmahl und Geistermahl:
Wenn jemand gestorben ist, insbesonders bei weltlichen und religiösen
Führerlnnen wurde ein Totenmahl abgehalten, manchmal auch auf den
Gräbern. Es war ein Teil des Seelenkultes, wo der/die Verstorbene
zu Gast ist und dem Toten das Mahl bereitet wurde und auf ihn/sie zutrinkt.
Der Geist (Seelenteil) der Toten war dabei anwesend. Zu Samhain (1.11.),
dem Totenfest, bereitete man bis in die geschichtliche Zeit ein Totenmahl,
bei dem man für die Toten ein eigenes Gedeck und Essen bereit stellte
oder wo man aufs Grab Heilige Totenspeisen brachte.
Jahres-Festmahl:
Im mythologischen Jahres-Festkreis des Stirb-und-Werde des Jahres
wurde immer auch Mahl gefeiert. Dies gilt insbesonders für das Erntemahl,
wo man der Gottheit für die reichen Früchte der Erde dankte
und für den Reichtum an Vieh.
Freundschaftsmahl:
Trafen sich befreundete Stämme, Völker usw., so bereitete
man den Gästen immer ein Mahl, wo sie die Freunde Teil haben ließen
an dem Heil der Stammesgottheit.
Mythologisches Mahl:
Man teilte seinen Jagderfolg oder den Reichtum an Wasser, Kräuter
und Ernte mit den Naturwesen, den Zwergen, Feen, Nymphen usw. Sie wurden
als Helfer und Beschützer für alles in der Natur lebende gesehen.
d) Tanz-Kultplatz
Bewegung und Tanz sind die ältesten Ausdrucksformen des Menschen,
die ältesten Gebetsformen. Sie eignen sich für das Erfassen
von Urbildern und Wahrheiten. Durch tänzerische Bewegung können
wir ihnen zudem Gestalt verleihen 15). Im Tanz erkennt unser Körper
(u.a. durch Sinnesreize) und damit unsere Seele die Kernwahrheiten des
Lebens, die Urbilder und Archetypen von Mikrokosmos und Makrokosmos. Damit
werden die tiefsten Schichten unserer Seele angesprochen, die über
die Gedankenwelt nicht erreichbar sind. Durch das ständige Wiederholen
von Tanzschritten kommt der Mensch automatisch in die Weisheit des Körpers
und in das Einüben eines neuen Bewusstseinszustandes bzw. Lebensabschnittes.
Die Symbole von Tanzformen (Kreis, Spirale, Kreuz, Weg usw.), Rhythmus
(Zeit, Interwall) und Sonnenlauf (Symbol) und On bestimmen das Thema bzw.
Inhalt dieser Gebetsform.
Die verschiedenen Tanzformen waren ursprünglich ein Nachvollzug
des Tanzens »der Sterne am Himmel. So wie um den Nordstern die Sterne
tanzen«, so ist auch beim Tanz der Menschen die Mitte ein wesentliches
Symbol. Als Mitte wird bei fast allen Volkern das Göttliche gesehen,
die nie durchtanzt wird.
Mit dem Rhythmus des Tanzes können wir in den Rhythmus von Kosmos
und Natur gelangen. Das Schritt- und Zeitmaß hilft dabei, den göttlichen
Makrokosmos auf das menschliche Maß zu setzen. Es gibt heute noch
Tänze, die kosmische Gesetzmäßigkeiten widerspiegeln.
In vielen Religionen gibt es Methoden, die zur Ekstase 16) herbeiführen,
wie geistige Konzentration, Fasten, Atmen, Nichtatmen oder Tanz (in ständiger
Wiederholung). Ekstase bedeutet ausdehnen, außer sich sein, Entrückung,
die Grenzen zwischen Innen- und Außenwelt werden aufgelöst.
»Den Sinnen strömen Ruder und Empfindungen zu, die
ihnen sonst nicht zugänglich sind, oder das Ich fühlt sich mit
dem Absoluten (Gott, dem All, dem Nichts) eins.« 17)
Um Gott und die göttlichen Wahrheiten zu erfahren, suchte sich der
Mensch dazu die besten Plätze, die ihm dies besser ermöglichten
als auf anderen Orten. Auf einem Tanz-Kultplatz fühlt man sich beim
Tanz getragen von diesem Ort, der entsprechend des Ritus die verschiedenen
Qualitäten auf-weisen kann, wie z.B.:
feierlich
und getragen
erhebend
und vergeistigen
erdhaft,
erdend und zum Inneren der (Mutter) Erde führend
ekstatisch,
zum tiefsten Inneren kommend (meistens bei Fruchtbarkeits-Tanzplätzen)
das ursprünglich
Weibliche fördernd
das ursprünglich
Männliche fördernd
e)
Richtstätte
In den Flurnamen des Galgenberges finden wir die Tradition einer Richtstätte
erhalten. Todesurteile wurden früher hauptsächlich durch Enthauptung
und Erhängen auf einem Ast (oder Galgen) vollstreckt. Die Hinrichtung
hatte einst den sakralen Charakter des Opfers, nicht die Sichtweise des
»Aug um Aug«. Weil die (Lebens-)Gesetze der Gottheit übertreten
wurden, musste die Gottheit durch den Opfertod des Verbrechers versöhnt
werden. Es ist wohl ursprünglich als Regel anzunehmen, dass man auf
einem bestimmten Heiligen Baum, als einem Vertreter, der das Opfer fordernde
Gottheit (meistens eine Eiche), erhängt wurde. Es gab zwei Richtarten,
am dürren oder am grünen Baum zu hangen. Meistens wurde der
Gehängte anschließend unter oder in der Nahe des Galgens begraben.
Oft haben solche Richtstätten eine sehr stark energie-abziehende
Wirkung (z.B. wasserführende Bruchzone). Bevor der Delinquent in
den Strick fiel, wurden ihm nochmals seine Straftaten, kultische Sprüche
und Gebete vorgetragen. Diese Zeit reichte meistens aus, dass der Straftäter
wahrscheinlich schon durch die starken Energien in Trance fiel und seinen
Tod nicht mehr schmerzhaft erlebte.
f) Mond-Kultplatz
In den Kapiteln 1.12a) und b) über die Große Göttin und
der Weiblichen Dreifaltigkeit sowie in den Kapiteln 1.18d) Heilige Quellen
und 1.19b) und c) Heilige Berge, wurde bereits ausführlich über
die Bedeutung und Verehrung des Mondes geschrieben. Mond-Kultplätze
waren reine Frauen-Kultplätze und dienten vor allem der Fruchtbarkeit
(z.T. Gesundheit) der Frauen, Tiere und der Felder und es wurde deswegen
hier gebetet und geopfert. Es waren aber auch Plätze, wo das Thema
Tod und Neugeburt sowie das Thema der Weiblichkeit schlechthin angesprochen
wurde. Überwiegend wurde an diesem Ort der weibliche Zyklus beeinflusst
und geregelt. Riten und Feste waren meist zu Vollmond und Neumond und
je nach dem Jahresfestkreis auch in Verbindung zu Sonnen-Kultplätzen.
Fast immer wurde bei den Festen hier fröhlich getanzt und Orakel
und Austausch der Weisheit durften nicht fehlen.
Ein Mond-Kultplatz besitzt meistens einen Mond-Einstrahlpunkt und überwiegend
rechtsdrehende Wasseradern. Viele der Mond-Kultplätze hatten eine
Aufteilung der Energie-Qualität von Jungfrau-Göttin 15%, Mutter-Göttin
40% und Schwarze Göttin 35%. Oftmals standen Weiden oder Buchen an
so einem Ort.
g) Sonnen-Kultplatz
Im Unterschied zur Mondin, die für das Unbewusste steht, ist der
Sonne Symbol für Bewusstheit, Geist, Erkenntnis und des Männlichen.
Zuerst wurde die Mondin verehrt und mit der Entwicklung des Bewusstseins
später die Sonne. Viele Kulturen kennen die Mythen der »Sonnenhelden«,
die die Mächte der Finsternis besiegen. Nördlich der Alpen,
wo die Sonne wärmend und befruchtend wirkt, ist sie überwiegend
positiv belegt - zum Unterschied zu den Breiten, wo die Sonne versengend
und todbringende Qualitäten hat. Daher wurde der Sonnengott in unserer
Heimat als der männliche Befruchter der (Mutter) Erde verehrt. Man
feierte mit der Sonne den Zyklus des Stirb-und-Werde des Jahreslaufes
mit der Hoffnung auf die eigene Wiedergeburt.
Sonnen-Kultplätze haben meistens einen kosmischen Einstrahlpunkt,
den Sonnen-Einstrahlpunkt und starke YANG-Qualitäten. Es sind oft
Männer-Kultplätze, die ihre Männlichkeit, Geist und Bewusstsein
stärken. Oft waren hier auch Plätze des Weisen Alten oder des
Schamanen.
h) Sternen-Kultplatz
Dies waren Kultplätze, wo die Gottheit hinter einem bestimmten Fixstern
verehrt wurde. Beispielsweise wurde in vielen Ländern der Sirius
(Hundsstern), dem Hauptsterns des Sternbildes des Großen Hundes
verehrt, wie in Ägypten und in Santiago de Compostela. Das Siebengestirn
oder Plejaden stand oft in Beziehung zur Venus — die hl. Maria hat
deswegen den Sternenkranz. Die wegweisende Qualität des Nordsterns
(Wega) im Sternbild des Großen Bären (Wagen) hat ebenfalls
eine wichtige Bedeutung für die Nomaden, ebenso wie für die
ackerbauenden Kulturen. Welche Verehrungen die Gottheiten hinter diesen
Sternen erfuhren und mit welchen Anliegen man zu ihnen kam, können
wir uns nicht mehr vorstellen. Möglicherweise waren es Sternen-Orakel.
An Sternen-Kultplätzen finden wir die Qualität eines bestimmten
Fixsterns. Ich konnte bestimmte Plätze feststellen, wo Sternen-Beobachtungen
durchgeführt wurden - es waren öfters Frauenplätze.
i)
Wetter-Kultplatz
Unsere Vorfahren haben es verstanden, kleinräumig die Wetterlagen
zur Erhöhung des Ernteertrages bzw. zur Vermeidung von Wetterschäden
mit Hilfe der Wettergottheiten zu beeinflussen. Da die Luft-Naturwesen
für das Klima verantwortlich sind, waren es meist Plätze dieser
Luftwesen. Diese Tradition gibt es bis ins christliche Zeitalter durch
die Wetter-Kreuze und Wetter-Kapellen. Wetter-Kreuze sind Holzkreuze mit
einem Christus aus Blech, dazu die Leidenswerkzeuge, wo der Hammer nie
fehlt. Der Hammer ist das Symbol des nordischen Gottes Thor, der auch
für gutes Wetter zuständig war. Petrus-Steine oder steinerne
Heufuhren, wie manche dieser Plätze genannt wurden, sind fast immer
solche Wetter-Kultplätze.
An solchen Orten finden wir Qualitäten von Wetter-Kulten, die durch
Gebete und Opfer manifestiert wurden. Diese Plätze könnten wir
auch heute zum Wohl von Natur und Ernte verwenden. Würden doch die
Bauern sich dieser Tradition wieder bewusst werden, sie hätten bessere
Erträge als durch Kunstdünger und Pestizide - »allein
das Wort der Pest wäre doch abschreckend genug!«.
j) Tier-Kultplätze
Dies sind Kultplätze, wo man bei der Gottheit eine gute Jagd erbeten
hat - zum Wohle des Wildes und der Menschen. An solchen Plätzen nahm
man eine seelische Verbindung mit dem zu erlegenden Tier und der Schutzgottheit
dieses Tieres auf. Nach erfolgreicher Jagd dankte man hier dieser Gottheit
für das Geschenk des Reichtums des erlegten Wildes. Man verwendete
nicht nur das Fleisch für die Nahrung, sondern fast alles vom Fell
bis zu den Knochen, aus denen man Werkzeuge, Amulette und Schmuck anfertigte.
Damals war das Erlegen von Wild auch eine Überlebensfrage der Menschen,
nicht wie heute, wo es nur ums Jagen, Trophäe und Aufwertung der
Männlichkeit geht.
An manchen Tier-Kultplätzen finden wir ein »Seelenloch für
die Tierseele«, wo nach Erlegen des Tieres es hierher gebracht wurde,
damit die Seele des Tieres in die »Anderswelt« der Tiere aufsteigen
kann.
Mit der Domestizierung der Tiere war es wichtig, dass das Vieh gesund
ist/wird und sich gut vermehrt. Dafür hat man den Tier-Gottheiten
geopfert und an solchen Kultplätzen gebetet.
k) Toten/Ahnen-Kultplatz
Beim Totenkult wird die Verbindung der Lebenden mit den Toten gepflegt
und verstärkt. Die Absicht war einerseits, das Schicksal des Toten
zu erleichtern, ihm im Jenseits zu helfen und andererseits erwartete man
die Hilfe der Toten mit ihren besonderen Kräften für die Lebenden.
Manchmal hatte man auch Angst vor der Rückkehr des Toten und daher
hatten manche Riten einen Abwehrcharakter.
Der Ort des Kultes ist meist der Aufenthaltsort des Toten, also das
Grab oder die Stelle, wo er gestorben ist, wo man die Seele vermutete.
Haupt-bestandteil des Totenkultes ist das Opfer. Da man annahm, die Bedürfnisse
der Toten seien denen der Lebenden gleich, so ist das Speiseopfer das
wichtigste; daneben aber sucht man ihnen auch Feuer, Wärme und Licht
zu verschaffen.
Sofern der Kult von den Angehörigen, der Sippe, ausgeübt wird,
ist es Ahnenkult. Man sah die Gemeinschaft der Toten mit den Lebenden,
die alle das Blut der Urahnen in sich fühlen und wissen. Die Verehrung
toter Fürsten oder Helden, die Feier des Erbbiers und die Verehrung
auf besonderen Totenbergen war Teil dieses Ahnenkultes. Meist wurde der
Stammesvater als göttlich angesehen und man feierte ihn mit Balladen,
Gesang und der Erzählungen über seine Großtaten.
l) Platz des Priesters, der Weisen Alten Frau
Auf Kultplätzen gibt es meistens energiestarke Plätze,
wo der Priester, der Schamane, die Schamanin oder weise Frau lebte, bzw.
»residierte«. Fast immer sind es spirituelle Plätze,
die das Stirn- und/oder das Kronen-Chakra stärkte. An diesen Orten
wurde meditiert, Orakel gesprochen, Hilfe-suchende beraten und geheilt.
Manchmal stand man hier auch einer Kultgemeinde vor. Hier konnte sich
das Bewusstsein evolutiv weiter-entwickeln.
m) Inaugurations-Kultplatz
An bestimmten Orten, oftmals mit stammesgeschichtlicher Bedeutung,
wurden die Stammesfürsten in ihr Amt geweiht. Beispiele dafür
sind der irische Stein in Tara oder der Herzogsstuhl der Slawen im Kärntner
Zollfeld. Sie übernahmen hier die Verantwortung für ihre Sippe,
für ihr Volk, setzten die Ahnenreihe der Fürsten weiter und
mussten auch meistens bestimmte Tabu-Bestimmungen übernehmen. Vermutlich
ging dieser Einsetzung eine Initiation (»Heldentat«) und eine
Reinigung voraus. Es ist anzunehmen, dass es bei diesen Feierlichkeiten
fröhlich zuging und Alkohol sowie Tabak-Rauchen gehörte damals
noch zu den heiligen Handlungen.
n) Einweihungs-Kultplatz
Für diesen Kultplatz gilt ähnliches, wie oben bei
der Inauguration beschrieben wurde, jedoch wurde hier der/die Priesterin
oder der/die Schamanin in seine/ihre Aufgabe eingeweiht. Es gibt Beschreibungen,
wo der im Sterben liegende Schamane, seine (Heil-)Kräfte an seinen
Nachfolger weitergab. Heilige Frauen and Männer stellten sich unter
den besonderen Schutz und die Fürsprache von bestimmten Gottheiten.
Diese Amtseinführung war ebenfalls mit Feierlichkeiten verbunden.
o) Einführungs-Kultplatz
Hier wurden jene Riten durchgeführt, wo eine alte Lebensstufe
abgeschlossen wurde und eine neue in Vorbereitung war. Junge Mädchen
wurden z.B. in die Aufgaben, Freuden und Pflichten des Frauseins eingeführt,
etwa einer »Lebensschule«. Auch der Übergang von Jungfrau
zur Ehefrau gehörte in einem nächsten Schritt dazu. Dieser Einführung
ging eine Initiation voraus. Ebenso wurden Buben an besonderen Plätzen
nach einer Initiation in das Mannsein eingeführt.
p)
Initiations-Kultplatz
Eine Initiation ist ein Übergangsritus von einer Lebensstufe
oder -aufgabe in eine neue bzw. einen neuen Stand oder Altersgemeinschaft.
Der alte Zustand (Leben) musste dabei sterben um in einem neuen »wiedergeboren«
zu werden. Dieser Ritus war fast immer mit der Gefahr des Todes verbunden,
wenn man diese Initiationsaufgabe nicht bestand. Daher waren solche Plätze
einerseits gefährlich aber auch energiestärkend. Heute beispielsweise
stirbt bei der christlichen Taufe der »alte heidnische« Mensch
(früher) durch das Untertauchen im Wasser. Dann wird er als Christ
wiedergeboren und aufgenommen in die Gemeinschaft der Christen. Die Initiierten
bekamen dann auch einen neuen Namen.
q) Trance- Kultplatz
Der vor allem bei Schamanlnnen geübten Brauch, sich in
Trance zu versetzen, diente dazu, sich in einen anderen Bewusstseins-Zustand
zu versetzen. Dabei wurde beispielsweise Kontakt mit Toten, mit Gottheiten
oder mit der Seele des Heilungssuchenden bzw. von Tieren aufgenommen.
Trance wurde durch wiederholte Bewegungen (z.B. Tanz), durch Trommeln
oder durch bestimmte Pflanzen oder Pilze erreicht. Dabei wurden diese
Menschen für ihre Aufgabe mit den Energien des Ortes unterstützt.
r) Traum- Kultplatz
Durch Träume kann der Mensch in Verbindung treten mit dem
kollektiven Unbewussten sowie mit Gottheiten. Diese Träume dienten
zur Wegweisung im Leben oder/und zur Heilung von seelischen und körperlichen
Krankheiten. Beispielweise ist vom Asklepios-Heilzentrum in Epidauros
überliefert, dass wenn dem Heilungssuchenden der Heilgott Askiepios
im Traum erscheint, er von seiner Krankheit geheilt ist. Die Bibel ist
voll von Gotteserscheinungen im Traum. Auf solchen Kultplätzen wird
man für optimale Träume unterstützt.
s) Orakel- Kultplatz
Das Orakel (lat.: »Sprechstätte«) nutzte man,
um Zukunftsdeutungen, Orts- und Zeitqualitäten bzw. Aussagen in Bezug
auf gebotene Handlungen und rechtliche Entscheidungen zu erhalten. Eine
der berühmtesten Orakelstätten war im griechischen Delphi, wo
die Priesterin Pythia am Dreifuß sitzend, Eingebungen (Orakel) über
einer »dampfenden« Spalte erhielt, um dann dem Fragenden mehrdeutige
Orakelsprüche zu verkünden.
Interessanterweise sind bei solchen Orakel-Kultplätzen meistens
Erdausatmungspunkte. Man dürfte also die Mutter Erde bei den Anliegen
befragt haben. Es ist also anzunehmen, dass der/die Weise sich in einen
anderen Bewusstseinszustand versetzte (Trance, Traum, katathymes Bilderleben)
und dann ihre aus der Erde (unbewussten) hochkommenden Bilder verkündete
und interpretierte. Insbesonders Frauen gelang es, diesen Kult zu vollziehen.
t) Visions-Kultplatz
Eine Vision ist eine übernatürliche (göttliche)
Erscheinung als religiöse Erfahrung. Die Bibel beschreibt einige
Berufungs-Visionen von Propheten und die schamanistische Literatur jene
der Berufung als Schamane/Schamanin. Es können allgemeine Gottesoffenbarungen
sein oder für das eigene Leben. Solche Gotteserscheinungen geschehen
auf bestimmten Plätzen, wo daraufhin Kultplätze bzw. Verehrungsplätze
entstehen, wie z.B. Berg Tabor, Lourdes usw. Man kann von einer besonderen
Gegenwart der Gottheit an diesen Orten sprechen - es sind Heilige Orte.
u)
Tabuplatz
Flurnamen mit »Geis« weisen auf Tabuplätze.
Das altirische Wort Ges, Geis drückte ein Tabu, ein Verbot aus, das
eine Vorstellung als Vermeidens bestimmter Handlungen oder Umstände
vertraut ist. Geis gehörte in den magisch-religiösen Bereich
und beinhaltete immer eine einschränkende Bestimmung von schicksalhafter
Bedeutung, eine Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber, ein nicht
ungestraft zu brechendes Tabu. Ein Geis betraf Könige oder Helden.
Die Verbote waren von symbolischer Bedeutung; sie setzten fast immer
moralische Strenge und vorbildliche Haltung des Herrschers voraus. Als
gerechter Herrscher musste der König oder Führer die Kraft haben,
das Gewicht unzähliger Verbote tragen zu können, weil er sonst
nicht fähig war, das Amt auszuüben. Aber trotz des zwingenden
Charakters der Verbote hatte er die Wahl, frei zu handeln und die Konsequenzen
dafür zu tragen. Das Geis konnte einem Platz anhaften, der wegen
seiner schicksalslastenden Heiligkeit besser gemieden wurde. Es mussten
wohl Opfer- und Kultplätze gewesen sein, die nur zu bestimmten Zeiten
und nach einem festen Ritual aufgesucht worden sind.
Im Volksglauben ist auch jetzt noch jene Stelle mit einem Zauber bedacht,
wo Menschen unfreiwillig gestorben sind, wo sie getötet, geopfert
oder hingerichtet wurden.
v) Kultplatz für Seelenreise
Weise, PriesterInnen, DruidInnen, SchamanInnen und buddhistische
Mönche hatten die Fähigkeit, die Seele aus ihrem Körper
austreten zu lassen, um beispielsweise Tote bis zum Totenreich zu begleiten,
göttliche Erfahrungen zu machen, an einem anderen Ort zu sein (heilen)
und vieles mehr. An solchen Orten gelingt es leichter, den Körper
zu verlassen und wichtiger, in ihn wieder zurückzukehren.
w) Meditations-Kultplatz
An diesen Plätzen konnte man optimal alleine oder in der
Gemeinschaft meditieren, also in seine Mitte kommen. Es sind harmonische
Orte mit ausgeglichenen Energien und doch mit unterschiedlichen Qualitäten,
die meistens das Stirn- und/oder das Scheitel-Chakra stärken. Energie-aufbauende
Plätze können uns im Energiefluss stärken und energie-abziehende
Plätze wirken vergeistigend bis stigmatisierend.
x) Reinigungs-Kultplatz
Bevor man zum eigentlichen Kultplatz bzw. Kult-Zentrum gelangt,
sind meistens am Pilgerweg dorthin Reinigungs-Kultplätze vorgelagert.
Sie dienen dazu, Blockaden in unserem feistofflichen Energiekreislauf
zu lösen und uns seelisch auf den kommenden Kultplatz spirituell
vorzubereiten. Es ist meist zugleich der Eingangs-Kultplatz, bei dem man
den Geist bzw. die Gottheit des Ortes begrüßt und ihr ein Begrüßungsopfer
darbrachte.
y) Predigt-Kultplatz
Es ist jener Platz eines Kult-Zentrums, wo der/die PriesterIn
gut in seiner Mitte kommt, optimal predigen konnte und der Geist Gottes
die richtigen Eingebungen und Intuitionen den Menschen zukommen ließ.
Meistens wurde das Hals- und/oder das Stirn-Chakra an diesem Ort gestärkt.
z) Schule
Hier ist der optimalste Platz, um SchülerInnen, angehende
PriesterInnen (Druiden) usw. zu lehren und Weisheit zu vermitteln. Geistige
Aufnahme- und Merkfähigkeit, bildhafte Vorstellungskraft, Anregung
und Entfaltung der Sinne, optimale Konzentrations- und Kombinationsfähigkeit
sind die besonderen Qualitäten dieses Ortes.
aa)
Fruchtbarkeits-Kultplatz
Bei Fruchtbarkeit und Kinderreichtum ging es nicht nur vordergründig
um den Erhalt oder Vergrößerung eines Volkes, sondern damit
wir in unserem Nachkommen wiedergeboren werden können. Die Wurzel
des Wortes Enkel bedeutet »Kleiner Ahne« und drückt diese
Einstellung sehr gut aus. Es gibt unterschiedliche Größen von
Fruchtbarkeits-Kultplätzen. Fast jedes Volk hatte seinen eigenen
Fruchtbarkeitsplatz. Darüber hinaus gab es große Kult-zentren,
wo man beim Ausbleiben des Kindersegens von weitem hinpilgerte.
Nachstehend die verschiedenen Orte, die an so einem Fruchtbarkeits-Kultplatz
vorhanden sein können:
Eingang war in der Regel am Rande des »Heiligen Bezirkes«
und ist beim Reinigungs-Kultplatz x) beschrieben
Weg zum Kultplatz als »Pilgerweg« zum Zentrum hat
ebenfalls reinigende Wirkung
Quelle zur Reinigung. Sie diente der seelischen und körperlichen
Reinigung
Lagerplatz wo die Menschen, die meistens von weitem herkamen,
für diese Festtage lagerten.
Opferplatz für die Fruchtbarkeit der Felder und Menschen.
Hier wurden Votive oder/und Tiere geopfert. Anschließend gingen
die Männer zum
Potenzplatz der den Sexualbereich stärkte und die entsprechenden
Hormone aktivierte.
Und die Frauen gingen zum
Fruchtbarkeitsplatz, der den Gebärbereich harmonisierte,
entspannte und stärkte. Es ist interessant, dass manchmal an diesen
Plätzen ein »Seelenloch« zu finden
ist, wo die Seelen der Kinder inkarnieren können - und nicht wie
man ev. meint, wo die sexuelle Vereinigung stattfindet.
Vorbereitungsplatz,
der vielleicht zum »Schminken« oder ähnlichen Vorbereitungen
diente.
Tanzplatz Es ist anzunehmen dass dann getanzt wurde, um die Lebensenergien
und die Lust zu steigern.
Kopulationsplatz diente der optimalen sexuellen Vereinigung,
damit neues Leben entstehen kann.
Mahlplatz an dem das gemeinsame Festmahl gefeiert wurde.
Gebärplatz Es gab in vielen Kultbezirken auch einen Platz
für das Gebären, der eine kräftigende und zugleich harmonisierende
Wirkung besitzt. Frauen spüren solche Plätze immer als sehr
angenehm und können sich auch vorstellen, an so einem positiven Platz
zu gebären.
Heilplatz Bei vielen Fruchtbarkeits-Kultzentren waren immer wieder
verschiedene Heilplätze zu finden.
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