1.16) Was suchen wir in der Vergangenheit
Indem
wir zu den Wurzeln der menschlichen Entfaltung zurückgehen,
um dann von dort her - uns auf unsere heutige Lage,
auf unsere Gegenwart und ihr Bewusstsein zubewegend -
alle Strukturen des Bewusstseins zu betrachten,
wird sich uns nicht nur unsere Vergangenheit,
nicht nur der gegenwärtige Augenblick unseres Daseins enthüllen,
es wird sich uns auch der Blick in die Zukunft erschließen,
jener Blick, der uns mitten im Zerfall unserer Epoche schon die Züge
einer neuen Wirklichkeit sichtbar macht. 29)
Das große Interesse an der Vergangenheit unserer Heimat spiegelt
sich beispielsweise wider an den vielen Neuerscheinungen am Buchmarkt
zu diesem Themenkreis, aber auch in der überaus langen Bibliographie
der Heimatforschung in Oberösterreich. Heute hat fast jede Gemeinde
seine Kleindenkmäler nicht nur in Büchern katalogisiert, sondern
auch restauriert. Dieser Trend hat bereits vor etwa gut hundert Jahren
begonnen, als Heimatforscher akribische Untersuchungen ihrer Heimat veröffentlichten
und Dorfschullehrer Heimatlieder und -sagen sammelten, um sie lebendig
zu erhalten.
Das Ziel finden, heisst den Ursprung finden.
Was könnten die Gründe sein, dass sich die Menschen heute vermehrt
wieder ihrer heimatlichen Vergangenheit zuwenden? Und was weckt Ihre Neugierde
an den Jahrtausende alten Kulturen und Relikte unserer Region? Was möchten
Sie an Neuem erfahren in dieser Ausstellung?
Vielleicht können Sie die nachstehenden Punkte durch Ihre eigenen
Erfahrungen ergänzen:
Menschen
haben außer dem gleißenden linearen Wissen der heutigen Wissenschaften,
auch weiterhin die Sehnsucht nach dem mythischen Geheimnisvollen und Grenzenlosen.
Viele möchten
sich von der Kette des Fortschritts befreien, die sie ins bequeme Elend
der totalen Sinnlosigkeit führt (Lotte Ingrisch).
Die mit
Konsum und Tourismusvermarktung zugeschütteten Bräuche wollen
mit ihrer Sinnhaftigkeit wieder erlebt werden, wie z.B. bei Wintersonnenwendfeiern.
Die Kelten
haben an ihrer Faszination nach 2000 Jahren in keiner Weise eingebüßt
und nach vieler »lauter« Literatur erscheinen jetzt auch ihre
Mythen und Weisheiten (John O’Donohue).
Bemerkung für Christen:
Mit der in dieser Broschüre beschriebene Art und Qualität von
Heiligen Orten, wie Kirchen, Kapellen, Wetterkreuze usw., wird in keiner
Weise die bisherige Formulierung dieser göttlichen Kräfte in
Frage gestellt. Es wird damit auch nicht der Versuch einer Entmythologisierung
oder Säkularisierung unternommen – ganz im Gegenteil: Mystisches
soll mystisch bleiben und für ein Heilungswunder ist immer das Göttliche
verantwortlich! Dass Kirchengründer, Bischöfe, Äbte und
Kirchenbaumeister über die Qualität eines Ortes für ein
christliches Bauwerk ausreichend Bescheid wussten, zeugen die vielen Wallfahrtskirchen,
Marienquellen-Kapellen und Kirchen. Sie alle stehen auf besonderen Plätzen,
die für eine seelische und körperliche Heilung, Glaubensstärkung,
Vergeistigung usw. prädestiniert und förderlich sind. Wenn hier
also davon gesprochen wird, dass im Altarbereich ein kosmischer Einstrahlpunkt
seine Energie verströmt, so heißt dies beispielsweise in christlicher
Ausdrucksweise, dass Gott oder der Heilige Geist in besonderer Weise zugegen
ist und wirkt. |